Natürliche Zeckenabwehr? – Mein Blick auf Öle, Kräuter & mehr

Letztes Wochenende waren wir mit Freunden campen. Eine kleine Auszeit im Pfälzerwald, umgeben von lieben Menschen und – leider – ziemlich vielen Zecken. Ich hatte wirklich das Gefühl, wir hätten unseren Bus direkt in einem Zeckennest geparkt.

Der Golden Retriever unserer Freunde wurde regelrecht überrannt und auch die Campingnachbarn erzählten von einer wahren Zeckeninvasion an ihren Hunden. Bei meine beiden Galgas gestaltete sich das ganze eher entspannt und fast zeckenfrei. Memo an mich: Natürliche Prophylaxe kann funktionieren.

Zurück im Alltag ging es direkt weiter – gefühlt jede zweite Kundin, jeder zweite Kunde sprach mich auf Zecken an. „Hast du einen Tipp für meinen Hund?“ „Was kann ich meiner Katze Gutes tun?“ „Kennst du was ohne Chemie?“

Und ja – ich kenne einiges. Das feuchtwarme Wetter, das wir gerade erleben, ist wie gemacht für Zecken. Sie lieben diese Bedingungen, weil sie auf hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen sind. Trockene Hitze dagegen mögen sie überhaupt nicht – dann ziehen sie sich zurück und werden deutlich inaktiver. Aber bei diesem schwül-milden Frühsommer explodiert die Population förmlich.

All das – das Wochenende draußen, die vielen Gespräche und eure Fragen – waren für mich der Auslöser, diesen Beitrag zu schreiben. Ich möchte dir zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, Hunde, Katzen und auch Pferde auf natürliche Weise zu begleiten – mit Pflanzenkraft, ganzheitlich gedacht und praxiserprobt.

Ätherische Öle – kraftvolle Unterstützung mit Respekt

Ätherische Öle sind hochkonzentrierte pflanzliche Wirkstoffe. Viele von ihnen besitzen ausgeprägte insektenabwehrende Eigenschaften – auch gegen Zecken. Studien, etwa vom Tisserand Institute, zeigen, dass bestimmte Öle eine repellierende Wirkung entfalten können, wenn sie korrekt verdünnt äußerlich angewendet werden.

  • Rosengeranie (Pelargonium graveolens): Reich an Citronellol und Geraniol – zwei Moleküle, die Zecken nachweislich meiden.
  • Palmarosa (Cymbopogon martini): Ähnlich in der Wirkung, sanft im Duft und ebenfalls sehr gut verträglich.
  • Vetiver (Vetiveria zizanoides): Mit seinem tiefen, erdigen Aroma und seiner langanhaltenden Wirkung zählt es zu den Favoriten.
  • Amyris (Amyris balsamifera): Weniger bekannt, aber mild, angenehm und repellierend.
  • Virginiazeder (Juniperus virginiana): Traditionell zur Insektenabwehr eingesetzt, warm und holzig im Duft.

Wichtig: Diese Öle dürfen nicht unverdünnt angewendet werden. Sie gehören in ein geeignetes Trägeröl oder in ein Aloe Vera Gel und sollten bei Hunden nur in kleiner Menge vorm Spaziergang an den Beinen aufgetragen werden. Für Pferde kann man daraus ein Spray herstellen, als Basis hierfür kann Wasser oder ein Hydrolat verwendet werden. Achtung: Ätherische Öle verbinden sich nicht mit Wasser! Entweder man schüttelt die Mischung vor jeder Anwendung kräftig (Schüttelemulsion) oder man verwendet Solubol als Emulgator.

Bei Katzen gilt höchste Vorsicht! Ihre Leber kann viele Inhaltsstoffe ätherischer Öle nicht abbauen. Daher empfehle ich bei ihnen ausschließlich mit Hydrolaten zu arbeiten. Sicherheit geht vor!

Hydrolate – sanfte Alternative für empfindliche Tiere

Hydrolate, auch Pflanzenwässer genannt, entstehen bei der Destillation ätherischer Öle und enthalten die wasserlöslichen Bestandteile der Pflanze. Sie sind ideal für Tiere, bei denen ätherische Öle zu stark wären.

Ich arbeite sehr gerne mit Vetiverhydrolat. Es hat einen erdigen, beruhigenden Duft und wirkt gleichzeitig pflegend und kühlend auf die Haut. Viele Hunde akzeptieren es gut, Pferde lassen sich damit wunderbar einsprühen und auch bei Katzen kann Vetiverhydrolat eingesetzt werden. Es ist wichtig Hydrolate zu verwenden, die frei von Konservierungsstoffen sind.

Pflanzenöle – mehr als nur Trägeröl

Ein Öl, das ich seit Jahren empfehle, ist Schwarzkümmelöl (Nigella sativa). Es enthält Thymoquinon, einen sekundären Pflanzenstoff mit immunstärkender und zeckenabweisender Wirkung.

Die Geschichte hinter der Entdeckung: Alexander Betz verfütterte seinem Hund Filou Schwarzkümmelöl wegen einer Allergie. Daraufhin fiel ihm auf, dass Filou auffallend weniger Zecken mit nach Hause brachte, als vor Verabreichung des Schwarzkümmelöls. Aus dieser zufälligen Beobachtung entstand ein Projekt bei „Jugend forscht 2014“, in dem er mit Schweiß und Schweineblut bewies, dass das Öl eine abschreckende Wirkung auf Zecken hat.

Innerlich angewendet sollte das Öl nur Tropfen und Kurweise eingesetzt werden:
Je nach Größe und Gewicht werden 2–6 Tropfen jeden zweiten Tag ins Futter gegeben. Die Wirkung zeigt sich meist nach einigen Tagen.

Auch äußerlich kann Schwarzkümmelöl verwendet werden – einfach vor dem Spaziergang eine kleine Menge in den Händen verreiben und an den Innenseiten der Läufe und am Bauch auftragen.

Achtung: Für Katzen ist Schwarzkümmelöl aufgrund des hohen Gehaltes an ätherischem Öl nicht geeignet. Auch bei Hunden, Pferden und uns Menschen ist Vorsicht geboten, da ein übermäßiger Verzehr vermutlich zu Leberbeschwerden führen kann. Tropfen- und Kurweise sind hier die Zauberworte.

Ein weiteres pflanzliches Öl, das ich gerne nutze, ist Kokosöl. Es sollte bei guter Qualität einen hohen Anteil an Laurinsäure enthalten, einer Fettsäure, die nachweislich eine abweisende Wirkung auf Zecken hat. Vor allem bei Hunden hat sich die äußere Anwendung von Kokosöl vor dem Spaziergang bewährt.

Wichtig ist dabei die Qualität: Kokosöl sollte unbedingt nativ, kaltgepresst und nicht desodoriert oder gar fraktioniert sein. Letzteres, das „amputierte“ Kokosöl, macht keinen Sinn – es fehlt alles, was dieses wunderbare Öl ausmacht. Nur die vollwertige, naturbelassene Variante bringt die schöne Kombination aus Pflege, Hautschutz und repellentem Effekt mit.

Neemöl – pflanzlich stark, aber nicht für alle

Ein weiteres bewährtes Mittel ist Neemöl (Azadirachta indica). Es wird aus den Samen des Neembaums gewonnen und enthält den Wirkstoff Azadirachtin, der wachstumshemmend und desorientierend auf Zecken wirkt.

Neemöl ist besonders für Hunde und Pferde interessant. Es sollte nicht pur angewendet werden da es die Haut reizen kann, außerdem färbt es helles Fell dunkler. Neemöl lässt sich gut mit Kokos- und Schwarzkümmelöl kombinieren ( Verhältnis 1:7 bis 1:10).

Aber: Katzen dürfen nicht mit Neemöl behandelt werden.

Cistuskraut & Vitamin B1 – Unterstützung von innen heraus

Neben äußerlich wirkenden Mitteln gibt es auch Pflanzenstoffe, die innerlich gegeben das Hautmilieu und den Körpergeruch so beeinflussen können, dass Zecken unsere Tiere weniger attraktiv finden.

  • Cistuskraut (Cistus incanus): Reich an Polyphenolen, antioxidativ und immunstärkend. Viele berichten, dass ihre Tiere mit Cistuspräparaten deutlich seltener von Zecken befallen werden. Die Anwendung erfolgt meist kurweise.
  • Vitamin B1 (Thiamin): Vermutlich beeinflusst auch dieses Vitamin den Körpergeruch. Wissenschaftlich nicht eindeutig belegt, aber praktisch oft beobachtet.

Mein persönliches Fazit – was sich bei meinen Tieren bewährt hat oder auch nicht

Aus all den vorgestellten Möglichkeiten hat sich für mich über die Jahre eine ganz eigene Kombination herauskristallisiert – basierend auf Beobachtung, Erfahrung mit meinen eigenen Tieren.

Besonders gute Erfolge habe ich mit der Fütterung von Cistuskraut erzielt. Ich kaufe es als loses Kraut und mahle es mit meiner Haushaltsmühle zu einem feinen Pulver. Dieses Pulver gebe ich in der Hochsaison täglich über das Futter – und konnte so über die Jahre eine deutliche Reduktion des Zeckenbefalls beobachten. Auch mit der äußerlichen Anwendung von Schwarzkümmelöl habe ich hervorragende Erfahrungen gemacht. Der intensive, würzige Duft scheint Zecken effektiv auf Abstand zu halten.

Kokosöl hat bei uns eher durchwachsene Ergebnisse geliefert. In manchen Jahren hat es gut funktioniert, in anderen hingegen kaum. Neben dem nur mäßigen Erfolg in Bezug auf Zecken, sind meine Katzen nach der Anwendung regelrecht in einen Putzkoller verfallen. Katzen mögen es eben nicht „wenn etwas an ihnen klebt“. Das war am Ende für sie deutlich anstrengender, als mal mit einer Zecke nach Hause zu kommen. 🙂

Was ätherische Öle betrifft, so sehe ich sie eher als punktuelle Ergänzung. Ihre Wirkung ist zwar vorhanden, aber oft zu kurzlebig, da sie sehr flüchtig sind. Hinzu kommt, dass ich persönlich ätherische Öle für meine Tiere einsetzten möchte, wenn eine wirkliche therapeutische Indikation notwendig ist. Man darf nicht vergessen, dass Düfte immer eine Wirkung auf die Psyche haben. Für mich sind sie kein Hauptpfeiler der Zeckenprophylaxe – wohl aber ein Baustein im großen Ganzen.

Und was meine Pferde betrifft: Ganz ehrlich? Ich betreibe keine aktive Zeckenprophylaxe bei ihnen. Der Aufwand ist mir schlicht zu groß. Aber: Bei Haarlingen habe ich sehr gute Erfahrungen mit Neemöl gemacht. In solchen Fällen ist es für mich eine wertvolle pflanzliche Unterstützung.

Natürlich bedeutet nicht automatisch harmlos und verantwortungsvoll

Natürliche Mittel haben Wirkungen – und mögliche Nebenwirkungen. Nicht jedes Tier verträgt jede Substanz. Besonders bei Katzen, chronisch kranken Tieren oder Jungtieren ist fachliche Begleitung wichtig.

Die beste Prophylaxe ist ein stabiles Immunsystem, gesunde Haut, regelmäßige Fellpflege – und ein achtsamer Blick. Kein Mittel ersetzt die Kontrolle und das Absammeln nach dem Spaziergang. Aber viele dieser pflanzlichen Helfer können dafür sorgen, dass Zecken dein Tier gar nicht erst attraktiv finden.

Weitere Tipps, Infos und eine ayurvedische Sichtweise auf Zecken, findet ihr im Blogartikel meiner Kollegin Claudia Selic-Köhler und im Beitrag von Eliane Zimmermann.

Wenn du dich mit der sicheren Anwendung der Aromatherapie auseinandersetzen willst, empfehle ich dir meinen VideoKurs „Ätherische Öle und Co. – Grundwissen für Tierbesitzer“. Außerdem arbeite ich gerade an einem neuen VideoKurs in dem es um natürliche Abwehr von Zecken, Flöhen und Haarlingen gehen wird. Stay Tuned oder schreib mir an seminare@cindykuhn.de und ich setze dich auf meine unverbindliche Warteliste!

Uuuuund ich freue mich total, wenn du mir einen Kommentar da lässt!

In diesem Sinne: Eine zeckenarme, entspannte und gesunde Saison in unserer wunderschönen Natur.

Alles Liebe,
Cindy

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Über Cindy Kuhn

Cindy Kuhn ist 1987 im nördlichen Saarland geboren, wo sie auch heute noch lebt und ihre Zeit mit ihren Pferden, Hunden und Katzen in ihrem gemütlichen Haus mit großem Garten genießt.

Nach ihrer Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten hat sie ihre Weiterbildungen in den Bereichen Pferdegesundheit und -verhalten, Energetik und Aromatherapie bei bekannten Größen der Szene absolviert.

Cindy ist seit 2017 selbständig und begleitet als Expertin auf ihren Fachgebieten Menschen und Tiere. Als freie Dozentin und Referentin teilt sie ihr breit gefächertes Wissen mit TherapeutInnen und Interessierten aller Sparten.

Ihre Vision ist es, dass Mensch und Tier harmonisch ihren gemeinsamen Weg gehen. Deshalb sieht sie ihre Mission darin, Menschen zu sensibilisieren und auf Zusammenhänge hinzuweisen, die nicht immer gleich erkennbar sind. So kann ein tieferes Verständnis als Basis einer guten Beziehung und eines schönen Miteinanders entstehen.

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